Vielredner
Quasselstrippen-Alarm? Mit diesen 7 Tricks stoppen Sie nervige Dauerredner

Quasselstrippen zerren an den Nerven: Manche erzählen nur von sich oder immer das Gleiche, andere können gar nicht erst zuhören. 7 Tricks aus der Psychologie helfen, Vielredner zu stoppen.

22. Mai 2024, 12:15 Uhr, von Kathrin Halfwassen, Redakteurin

Um Vielredner zu stoppen gibt es 7 Stricks aus der Psychologie
Eine klare Ansage machen, um Vielredner zu stoppen? Tricks aus der Psychologie sind souveräner – und wirkungsvoller.
© knallgrün / Photocase

„Wie mich diese Quasselstrippe nervt!“: Diesen oder ähnliche Gedanken dürften die meisten im Alltag hin und wieder haben. Denn Vertreter aus der Gruppe der Vielredner tummeln sich überall – unter Kunden und Mitarbeitenden genauso wie im Freundes- und Familienkreis.

Wie sich Vielredner stoppen lassen

Doch was hilft konkret gegen Menschen, die viel reden? Diese Frage beschäftigt auch die Psychologie, etwa Forscher vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik. Sie untersuchten für eine Studie, welchen Einfluss Blinzeln auf Gespräche hat. Das Ergebnis: Fielen die Lidschläge des Gegenübers besonders lang aus, sprachen die Testpersonen kürzer. Offensichtlich, so der Schluss der Wissenschaftler, vermittelt langes Blinzeln dem Gegenüber: „Die Informationen, die ich von dir gehört habe, genügen für meine Zwecke.“

Für alle, die sich nicht allein auf nonverbale Signale verlassen möchten, um Vielredner zu stoppen, hat Kommunikationsexpertin Isabel García sieben weitere Tricks parat.

1. Der Bäm-Bäm-Bäm-Trick

Jemand spricht ohne Punkt und Komma – Sie wollen den Dauerredner aber nicht rüde unterbrechen, um nicht unhöflich zu wirken? „Stellen Sie in solchen Situationen eine geschlossene Frage, auf die Ihr Gegenüber nur mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ antworten kann“, empfiehlt García.

Spricht beispielsweise ein Kunde viertelstundenlang von seinem letzten Sommerurlaub, können Sie einhaken mit: „Ach wirklich, auf Korfu waren Sie?“ Und dann, nach dem zu erwartenden „Ja!“, mit einer weiteren Frage etwas aufgreifen, das Sie aus dem Gespräch bereits wissen: „Und es war wirklich ein kleines Fischerdorf an einer Steilküste?“

Wer drei solche Fragen direkt hintereinander stellt – Bäm! Bäm! Bäm! –, bringt Vielredner ins Zögern, weiß die Expertin. „In diesem Moment, wenn Ihr Gegenüber kurz nicht weiß, worüber es reden soll, schlägt Ihre große Stunde: Sie können das Thema wechseln – oder sich höflich von Ihrem Gesprächspartner verabschieden“, so García.

Extra-Tipp: Gesagtes aufzugreifen und als Frage zurückzuspielen, ist auch dann eine gute Strategie, wenn es gilt, Totschlagargumente zu kontern.

2. Der Kaputte-Schallplatte-Trick

Wenn jemand immer wieder das Gleiche erzählt, etwa darüber jammert, Stress in der Beziehung zu haben, dann sollten Sie García zufolge höflich, aber bestimmt klarmachen, dass solche Gespräche beiden Seiten nur Lebenszeit rauben.

„Eine Freundin etwa hat lange einem Mann hinterhergeweint, den sie aber gar nicht zurückwollte. Und mir immer wieder Anekdoten aus der gemeinsamen Vergangenheit erzählt. Da habe ich gesagt: ‚Stopp, du hörst jetzt auf zu jammern. Es bringt dir nichts und du willst ihn nicht zurück.‘ Das habe ich jedes Mal wiederholt, wenn sie wieder davon anfing – wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat“, so García.

Die Psychologie dahinter: Der Trick vermittelt einer Person, die immer das Gleiche erzählt, die Sinnlosigkeit ihrer Worte.

3. Der Nachfassen-Trick

Was tun, wenn der Vielredner unser Partner, Freund oder Stammkunde ist, also jemand, den wir schätzen – und dem wir weder ausweichen wollen noch können? „Dann schenken Sie diesem Menschen genau einmal Ihre Zeit, damit er sein Problem, sein Projekt oder was auch immer in Ruhe vorstellen kann. Und fragen Sie ihn am Schluss, welche ein, zwei Schritte er unternehmen will, um bei dieser speziellen Sache voranzukommen.“

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Der Vorteil dieser Möglichkeit zum Umgang mit Vielrednern im engsten Kreis: Beim nächsten Gespräch haben Sie einen Anknüpfungspunkt, sobald die Person wieder auf das Thema kommt. Und können Ihr Gegenüber unterbrechen mit Sätzen wie: „Dazu hatten wir ja neulich genaue Schritte überlegt. Welche bist du inzwischen gegangen? Keinen? Dann lass uns wieder darüber reden, wenn du etwas getan hast.“

Auf diese Weise, weiß die Expertin, gelingt es Ihnen nicht nur in der konkreten Situation, auf freundliche und zugewandte Art Schwätzer zu stoppen. Sie vermeiden damit zugleich, sich in der Zukunft bereits Gehörtes immer wieder anhören zu müssen.

4. Der Jammer-Uhr-Trick

Im Meeting fühlt sich ein Teilnehmer berufen, sein Dasein als Opfer wortreich darzulegen? „Dann hilft es, das Jammern zu moderieren“, erklärt García. „Etwa zu sagen: ‚Okay, ich sehe, das Projekt ist schlecht gelaufen. Wie wäre es, wir stellen die Uhr und jeder darf zwei Minuten lang sagen, was ihn stört?‘ So kommt jeder an die Reihe.“

Damit sei garantiert, dass die Person ihrem berechtigten Bedürfnis, Frust zu artikulieren, nachgehen könnte – das Ganze aber nicht zum Dauer-Lamento wird. „Außerdem vermitteln Sie Vielrednern auf diese Weise, dass Sie bereit sind, auch anderen Zeit zu schenken. So wirkt die Gesprächsmoderation nicht zurückweisend, sondern wertschätzend.“

Weitere Vorteile: Führungskräfte sorgen mit diesem Trick dafür, dass Menschen, die viel reden und nicht zuhören, letzteres üben müssen. Außerdem lässt sich im Anschluss an die festgelegte Jammerzeit der Fokus leicht darauf lenken, Lösungen zu finden.

5. Der Neinsager-Trick

Zu den besonders nervigen Menschen gehören jene, die in Gesprächen nur sich und ihr Produkt verkaufen wollen. Und dabei versuchen, ihr Gegenüber mit Fragen einzulullen, auf die es nur ein Ja als Antwort zu geben scheint. „Das geht von Fragen wie: ‚Sie wollen doch im Alter sicher gut abgesichert sein‘ bis zu emotionaler Erpressung à la: ‚Sicher möchten Sie, dass es Ihren Kindern auch in Zukunft gut geht, richtig?’“, erklärt García.

Wer diesen Typ Vielredner vor sich habe, solle schlicht die überraschende Antwort „Nein“ geben. „Damit sind solche Verkaufsgespräche meist beendet. Weil Schwätzer auf diese Reaktion nicht vorbereitet sind“, erklärt die Expertin.

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Hakt das Gegenüber dennoch nach? Dann einfach nochmals eine unerwartete Antwort geben!

6. Der Führen-Trick

Frau Müller, deren Waschmaschine kaputt ist, erzählt dem Handwerker noch auf der Türschwelle, wann sie das Gerät wo gekauft und an welchem Tag das erste Mal benutzt hat? „In solchen Situationen gilt: ‚Wer fragt, führt‘. Stellen Sie also eine Frage, die zur Lösung des Problems beiträgt. In diesem Fall: ‚Wo steht denn die Waschmaschine?‘“, rät García.

Wichtig sei dabei, am Ende des Kontakts für einen positiven Abschluss zu sorgen, etwa mit Sätzen wie: „Super, dass wir das Problem zusammen so schnell lösen konnten, oder?

7. Der Ehrlich-sein-Trick

So typisch: Man möchte von einem Mitarbeiter eine einzige Information – und dieser nimmt die Frage danach zum Anlass, einen wortreichen Ausflug zum persönlichen Erfahrungsschatz zu starten. Um solche Vielredner zu stoppen, empfiehlt Expertin García, einfach ehrlich zu argumentieren. Etwa so: „‘Ich höre Ihre Geschichten/Ratschläge immer sehr gern, aber leider habe ich als Chef dafür nicht immer Zeit – seien Sie mir bitte nicht böse.‘“

Wichtig zu beachten: Solche Worte sollten nur unter vier Augen fallen. „Dann kommen ehrliche Hinweise in aller Regel gut an“, so García.

Ähnlichen Erfolg verspricht der Ehrlich-sein-Trick bei besonders informierten Mitarbeitern/Kunden/Geschäftskollegen, die ihr Wissen gern ausführlich teilen. Hier helfen Sätze wie: „Ich schätze es sehr, dass Sie so viele Einzelheiten zu diesem Thema wissen. Aber könnten Sie mir bitte kurz nur das Wichtigste mitteilen? Ich habe leider nur eine Minute Zeit, denn ich muss gleich weiter.“

Alle sieben Tricks, so Garcías Fazit, ließen sich schnell einüben – und zeigten: Vielredner zu stoppen, ist vor allem eine Frage der Psychologie …

Quelle:

Hömke P et al.: Eye blinks are perceived as communicative signals in human face-to-face interaction. PLoS One. 2018;13(12):e0208030. Abgerufen am: 17.5.2024

Die Expertin

Isabel Garcia ist Gesangslehrerin und ausgebildete Sprecherin in Kiel. In Vorträgen und Online-Trainings erklärt sie, wie jeder zum guten Redner werden kann. In ihrem Buch "Die Bessersprecher" (Campus, 19,95 Euro) entzaubert die Rhetoriktrainerin Mythen zu Körpersprache und Rhetorik.

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