Manfred Lautenschlägers größter Fehler
Erfolg macht anfällig, denn man wiegt sich in Sicherheit und verpasst dadurch, den nächsten Schritt zu gehen. Wäre mir diese Erkenntnis früher gekommen, hätte ich einen großen Fehler vermeiden können. Viele Jahre war ich Vorstandsvorsitzender des 1971 von mir mitgegründeten Finanzdienstleisters MLP. Mit unserer Geschäftsidee, Finanzberatung für Akademiker, erlebten wir eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
Wir expandierten stetig, wurden von Medien und der Börse bejubelt, MLP stieg sogar in den Dax auf. Ich hielt die Firma für unverletzbar. 1999 übergab ich die Führung an meinen Nachfolger und wechselte in den Aufsichtsrat. Er sollte die Freiheit haben, eigene Entscheidungen zu treffen. Heute weiß ich: Es war ein guter Vorsatz, ich hätte jedoch das Unternehmen intensiver begleiten sollen. Denn das Wachstum war ungesund.
Es wurden immer mehr Geschäftsstellen eröffnet, aber die Strukturen passten nicht zur Firmengröße. Wir hatten zum Beispiel keinen Finanzvorstand und keine professionelle Unternehmenskommunikation. 31 Jahre nach Gründung kam es erstmals zur Krise. 2002 verfehlten wir die Wachstumsprognosen, uns wurde eine unsaubere Bilanzierung vorgeworfen. Es hätte im Desaster enden können. 2003 trat mein Nachfolger zurück. MLP berief endlich den ersten Finanzvorstand, Uwe Schroeder-Wildberg, der kurz darauf zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde und die Firma neu ausrichtete.
Meine Lektion war, dass es in Zeiten starken Wachstums wichtig ist, das Management zu stärken und weitere Erlösquellen für die Zeiten zu erschließen, in denen es schwieriger wird.
