Wir sind als Erdbeerbauern ja praktisch mit der Natur verheiratet: Wir können zwar alles vorher kalkulieren, aber dann kommt es immer anders. Deswegen produzieren wir mehr Früchte, als wir im Direktmarketing in unseren Erdbeerhäuschen verkaufen. Damit sind wir auch bei unvorhergesehenen Ereignissen immer lieferfähig.
Anfang der 80er Jahre traf ich dann eine Entscheidung, die dem Unternehmen nicht gut tat: Ich wollte auch diesen Produktionsüberhang vermarkten und stieg in den Lebensmitteleinzelhandel ein. Damals kam Gefrierkost groß in Mode. Ich nahm eine ganz tolle Erdbeersorte und schaffte einen Gefriertunnel an, der das Obst bei minus 90 Grad so schnell einfror, dass die Erdbeeren beim Auftauen nicht zusammenfielen. Vom Busch direkt in die Gefrierzelle, das muss doch gehen, dachte ich mir.
„Der Preis muss attraktiv sein“
Ich war davon so überzeugt, dass ich nicht wahrhaben wollte, dass sich die Handelslandschaft unaufhaltsam wandelte. Die mittelständischen Filialisten wie Spar und Bolle, die gut zu mir passten, verschwanden. Und ich hatte zwar eine tolle Erdbeere, aber die war zu teuer. Der Preis muss am Ende attraktiv sein, denn beste Qualität wird im Lebensmitteleinzelhandel vorausgesetzt.
Ich erkannte nach acht Jahren, dass ich mich auf einem Irrweg befand, und gab das Einfrieren Ende der 80er-Jahre wieder auf. Acht Jahre, die mich zwar nicht in die roten Zahlen gebracht, aber Wachstum bei der Direktvermarktung, meinem Kerngeschäft, gekostet haben.
Ich hatte einen schwerfälligen, unattraktiven Betriebszweig zu lange mit mir rumgeschleppt. Heute sind wir viel besser im Timing geworden. Mit besseren Sorten und Anbaumethoden haben wir unseren Überhang von 20 auf 10 Prozent gedrückt.