Alois Rufs größter Fehler
„Alle waren bester Absicht und meinten es gut“

Als Alois Ruf in seiner Sportwagenschmiede Ruf Automobile sein Spitzenmodell CTR 2017 entwickeln wollte, holte er sich Investoren hinzu. Ein Fehler, wie der heute 70-Jährige feststellen musste.

25. Juni 2020, 10:17 Uhr,

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© Stefan Hobmaier

„Vor gut zehn Jahren wollte ich mich von den Banken weniger abhängig machen. Also ging ich auf den Vorschlag von vier Investoren ein, sie zu beteiligen. Ich trennte mich von einer geringen Zahl meiner Anteile. Die Idee dahinter war, die Entwicklung unseres neuen Supersportwagens CTR 2017 und eines Achtzylindermotors schneller voranbringen zu können.

Probleme bei der Motorenentwicklung

Alle waren bester Absicht und meinten es gut. Doch es lief in die falsche Richtung. Immer wieder musste ich Gesellschafterversammlungen abhalten, alle drei Monate! Ständig hatte ich mit den Vorbereitungen zu tun. Zu meiner eigentlichen Arbeit kam ich kaum noch. Ich bin Techniker. Mir reichen zehn Zahlen, die mir zeigen, dass es meinem Betrieb gut geht. Aber natürlich kann man auch 200 Zahlen daraus machen. Das führte dazu, dass wir insgesamt zu langsam unterwegs waren. Die Motorenentwicklung stockte.

Kritik an der Mitarbeiterführung

Meine Mitarbeiterführung wurde diskutiert. Das habe ich nicht verstanden. In einer kleinen Firma können Sie als Chef nichts unter den Tisch kehren. Viele meiner Mitarbeiter waren zufrieden, sonst wären sie ja nicht 40 Jahre lang bei mir geblieben. Trotzdem hieß es, ich würde mich vergaloppieren.

Das war die Lösung

Da spürte ich, dass der Zeitpunkt gekommen war, die Anteile zurückzukaufen. Es war eine Trennung im Guten und für mich ein doppelter Ansporn: Jeder Gesellschafter kam ohne Verluste aus dem Engagement heraus, aber ich wollte auch meine Ziele erreichen.

Am Ende saß ich also wieder bei der Bank. Sie vertraute mir, und so konnten wir den CTR in Ruhe fertig entwickeln. Mittlerweile haben wir mehr Modelle davon verkauft, als wir geplant hatten. Ich glaube, das Investorenmodell kann bei einem Start-up gut funktionieren. Aber nicht bei einem inhabergeführten Unternehmen, das über 40 Jahre auf dem Buckel hat.“

Aufgezeichnet von: Andreas Kurz

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