Stiller Burnout
6 Symptome für einen schleichenden Burnout

Ein stiller Burnout ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Es ist vielmehr ein schleichender Prozess, der sich durch sechs unterschiedliche Symptome bemerkbar machen kann. Das sind die Warnzeichen.

9. Juni 2024, 07:42 Uhr, von Miriam Mueller-Stahl, Wirtschaftsredakteurin

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Mann vor Computer in der Nacht
Ein stiller Burnout betrifft häufig besonders engagierte Mitarbeiter.
© Hirurg / iStockphoto / Getty Images

Einen stillen Burnout bei sich selbst oder bei anderen wahrzunehmen, ist alles andere als einfach. Er verbirgt sich hinter Symptomen, die nicht unbedingt auf Arbeitsüberlastung hinweisen.  Besonders tückisch: Menschen, die an einem schleichenden Burnout leiden, haben eine hohe Leistungsbereitschaft, warum der schleichende Burnout auch oft nicht leicht von den Symptomen einer Arbeitssucht zu trennen ist.

Wer unter einem stillen Burnout leidet, liebt den Job oft so sehr, dass die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden und sich keine Zeit für Entspannung und Selbstfürsorge genommen wird. Oft haben Betroffene zudem eine positive Ausstrahlung, sodass andere die Arbeitsüberlastung nicht bemerken. Ein beginnender innerer Nervenzusammenbruch ist ihnen deshalb nicht anzusehen. Umso wichtiger ist es, hinter die Fassade zu schauen und auf die Symptome zu achten.

Erste Symptome eines stillen Burnouts

Folgende sechs Warnzeichen können Symptome eines schleichenden Burnouts sein:

1. Ungeduld

Ob privat oder beruflich: Sobald etwas ein wenig länger dauert, reißt der Geduldsfaden. Betroffene haben keine Geduld mehr, das quengelnde Kind zu trösten oder dem neuen Mitarbeiter erneut zu erklären, wie die Kaffeemaschine im Büro funktioniert.

2. Gereiztheit

Zur Ungeduld gesellt sich oft eine unkontrollierbare Gereiztheit. Betroffene können in der einen Sekunde noch gut gelaunt sein und in der nächsten ausrasten, weil etwas nicht nach Plan läuft.

3. Zynismus

Spitzzüngige Bemerkungen können ein Mittel sein, um Druck abzubauen. Sind Menschen extrem zynisch, kann es dementsprechend ein Warnzeichen sein, dass sie unter einem stillen Burnout leiden.

4. Geräuschempfindlichkeit

Wer unter einem stillen Burnout leidet, fühlt sich schnell durch Geräusche in seiner Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt. Alltägliche Geräusche werden plötzlich zum großen Problem. Schon das leise Rauschen des Computers kann dann dafür sorgen, dass die betroffene Person sich nicht konzentrieren kann.

5. Sozialer Rückzug

Menschen, die eigentlich gesellig sind und viel Kraft aus Treffen mit anderen schöpfen, sich nun aber zurückziehen, sollten hellhörig werden. Wer es im Gegensatz zu früher nur noch als Belastung empfindet, sich mit Freunden zu verabreden, und stattdessen nur noch allein vor dem Fernseher sitzt, könnte sich bereits in der Anfangsphase eines Burnouts befinden.

6. Verdrängung

Oft flüchten sich Betroffene zusätzlich privat in Aktionismus, um nicht über ihre Probleme nachzudenken. Statt sich den Stress bewusst zu machen und mit Entspannungsmethoden entgegenwirken, spielen sie die ganze Nacht Videospiele oder treiben exzessiv Sport. Psychotherapeut Werner Ehrhardt, Mitarbeiter des Burnout Instituts München, fasst die Problematik in einem Interview zusammen:

„Sie stehen ständig unter Strom, sind im Adrenalinrausch. Gleichzeitig versuchen Sie zu verdrängen, dass Sie gestresst sind. Wir erhöhen die Wahrnehmungsschwelle, damit wir uns nicht mit diesem diffusen Mix aus Ängsten, Zweifeln und Druck auseinandersetzen müssen.“

Symptome im weiteren Verlauf des stillen Nervenzusammenbruchs

Werden die ersten Symptome eines Burnouts verdrängt, folgen meist schwerwiegende Konzentrations- und Schlafstörungen. Die Betroffenen können sich einerseits nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren und finden andererseits keine Ruhe, weil die Gedanken auch nachts um die Arbeit kreisen.

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Akzeptanz als einziger Weg aus dem stillen Burnout

Um aus dieser Überlastungsspirale herauszukommen, hilft nur eins: Akzeptanz. Wer sich die eigene Überlastung eingesteht, kann sich darauf konzentrieren, Methoden zum Abschalten zu lernen. Nur dadurch kann es gelingen, wieder zu genesen.

Behandlung bei stillem Burnout

Es gibt mehrere Maßnahmen, die helfen können, Stress abzubauen und einem stillen Burnout entgegenzuwirken:

  • Bewegung: Grundsätzlich ist Bewegung eine der besten Methoden zur Stressbewältigung. Egal, ob Ausdauersport, Krafttraining oder Yoga – jede Form der Bewegung kann helfen, wenn es zu den jeweiligen Bedürfnissen passt. Wichtig: Sport sollte keinen Stress erzeugen und nicht exzessiv betrieben werden.
  • Draußen sein: Ob Gartenarbeit, ein Spaziergang oder ein Sonnenbad, draußen zu sein versorgt uns mit Sauerstoff und Vitamin D, welches die Produktion des Glückshormons Serotonin ankurbelt. Das Handy am besten zu Hause lassen. Das schafft zusätzlich eine Pause von der permanenten Erreichbarkeit.
  • Atemübungen: Es muss keine stundenlange Meditation sein. Mit dieser einfachen Atemübung kann jeder zur Ruhe kommen: Setzen Sie sich bequem hin, atmen Sie ein und zählen Sie währenddessen langsam bis fünf. Halten Sie den Atem kurz an. Anschließend atmen Sie wieder aus und zählen dabei ebenfalls bis fünf. Wiederholen Sie dies Abfolge einige Minuten und Sie werden merken, dass Sie mehr und mehr zur Ruhe kommen.
  • Pflanzliche Mittel zur Beruhigung: Es müssen oft nicht gleich Psychopharmaka sein. Es gibt mehrere natürliche Heilmittel, die beruhigend wirken sollen: Beispielsweise können Präparate mit Baldrian, Hopfen oder Lavendel helfen, innere Unruhe zu lindern.

Achtung: Wenn der stille Burnout nicht rechtzeitig erkannt wird und es sich bereits um einen Burnout mit stärkeren Symptomen wie Depressionen oder Panikattacken handelt, sollten Betroffene dringend therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Sie machen sich Sorgen, haben Ängste oder stehen unter großem Druck? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe.

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