Emotionale Belastungen
„Ich war total blockiert“

Wie gehe ich als Unternehmer damit um, wenn es im Privatleben turbulent wird? impulse-Blogger Sven Franzen setzte sich unter Druck. Bis er auf ungewöhnlichem Weg zu einer Erkenntnis fand.

24. Juni 2021, 12:54 Uhr, von impulse-Blogger Sven Franzen, Geschäftsführer der Tiger Marketing Group GmbH

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impulse-Blogger Sven Franzen hat einen Weg gefunden, mit emotionalen Belastungen besser umzugehen
© jayk7 / Moment / Getty Images

Vor einiger Zeit stand ich privat vor einer Veränderung, die mich sehr emotionalisiert hat. Das wirkte sich auch auf mich als Unternehmer aus.

Sicher können Sie verstehen, dass ich in einem öffentlichen Blogbeitrag nicht im Detail darüber schreiben möchte, was bei mir privat los war. Aber ich möchte meine Erfahrungen aus dieser Zeit mit Ihnen teilen. Denn ich kann mir vorstellen, dass es anderen Unternehmerinnen und Unternehmern schon einmal ähnlich erging.

Ich merkte, wie sehr mich die Aufregung im Privaten emotional vereinnahmte. Es strahlte in alle Bereiche meines Lebens. Abends war ich oft so müde, dass ich nur noch auf dem Sofa liegen wollte. Statt zwölf Kilometer zu joggen, schaffte ich nur sieben.

Wo war meine Energie?

Das Alltagsgeschäft in meiner Marketingagentur war kein Problem. Ich war wie gewohnt für meine Kunden da, habe alle Aufgaben erledigt und alle anstehenden Projekte erfolgreich zum Abschluss gebracht. Das lief zum Glück problemlos.

Doch wenn es darum ging, mein Unternehmen voranzutreiben, war ich total blockiert. Ich hatte einfach keine Energie, war innerlich angespannt und fühlte mich unter Druck. Ideen und kreative Ansätze für das Arbeiten am Unternehmen statt im Unternehmen waren für mich schlicht nicht möglich.

Ich hatte mir in dieser Zeit zum Beispiel vorgenommen, unsere Positionierung zu schärfen. Ich hatte mir extra einige Stunden in meinem Kalender geblockt, um in Ruhe daran zu arbeiten. Als es soweit war, starrte ich nur auf das weiße Blatt Papier vor mir. Es kam nichts. Ein Flow-Zustand, wie ich ihn normalerweise kenne, war in weiter Ferne. Ich war ausgelaugt.

Ich übte selbst Druck auf mich aus

Als Angestellter hätte ich mir in so einer Situation womöglich ein paar Tage frei genommen, um zur Ruhe zu kommen. Ich fragte mich: Kann ich mir das als Unternehmer auch erlauben? Schließlich kreiere ich heute mein Morgen. Wenn ich heute nicht performe, habe ich morgen weniger Umsatz. Nach und nach merkte ich, wie sehr ich auf mich selbst Druck ausübte.

Was war los mit mir? Es dauerte mehrere Wochen, bis mir das wirklich klar wurde. Es hat mir geholfen, alles aufzuschreiben, was mich beschäftigte. Dann begann ich, mich intensiv mit Meditation auseinanderzusetzen. Ich las viel zu dem Thema, probierte verschiedene Techniken aus und meditierte schließlich jeden Tag ungefähr eine Stunde lang. Nicht am Stück, sondern verteilt auf mehrere kurze Einheiten.

In der Meditation fand ich Ruhe

Wenn ich vor Herausforderungen stehe, spreche ich in der Regel viel mit meiner Familie und mit Freunden. Ich habe auch schon häufiger mit Coaches gearbeitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass sie tolle Fragen stellen und Denkanstöße geben können. Doch in meiner Situation brauchte ich vor allem Ruhe, um meine eigenen Antworten zu finden. Diese geistige Ruhe fand ich in der Meditation.

Bei einer Meditationseinheit wurde mir plötzlich bewusst, dass ich die Kontrolle abgeben muss. Ich bin ein Perfektionist, ein typischer Kontrolletti. Während ich meditierte, wurde mir klar, dass ich nicht immer alles kontrollieren kann. Und dass in meinem Privatleben auch einmal eine Frage unbeantwortet im Raum stehen darf. Diese Erkenntnis hat meine Blockade gelöst. Ich fühlte mich wie befreit.

Ich muss nicht ständig performen

Gleichzeitig konnte ich mir irgendwann eingestehen, dass ich nicht immer die Ressourcen habe, um mein Unternehmen voranzutreiben. Das war eine schwierige Erkenntnis für mich. Ich erwarte in der Regel viel von mir. Mir war nicht klar, dass ich auch einmal das Recht dazu habe, nicht 100 Prozent Gas zu geben.

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Inzwischen weiß ich, dass solche Phasen zu meinem Leben dazugehören. Wenn mir eine Entwicklung im Privaten zusetzt, dann steht es mir zu, mich auch einmal erschöpft zu fühlen. Ich muss nicht immer performen. Diese Akzeptanz hat mir neue Kraft gegeben.

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