Kündigungsgründe für Arbeitnehmer
Tschüss Chef! Die 7 häufigsten Gründe, warum Mitarbeiter kündigen

Der Vertrag ist unbefristet, die Arbeitszeiten flexibel – und trotzdem kündigen die besten Teammitglieder ihren Job? Möglicherweise steckt einer dieser sieben Kündigungsgründe für Arbeitnehmer dahinter.

3. Juli 2024, 11:45 Uhr, von Peter Neitzsch, Wirtschaftsredakteur

Schriftzug "Keine Lust mehr." auf rotem Hintergrund.
Unzufriedenheit mit den Arbeitsaufgaben ist einer der sieben häufigsten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer.
© knallgrün / Photocase

„Ich bin dann mal weg!“ Wenn Mitarbeitende diesen Satz sagen, ist der Schock erst einmal groß. Warum nur kündigt er oder sie plötzlich den sicheren Job – wo doch scheinbar alles in Ordnung war? Dass Teammitglieder aus heiterem Himmel das Unternehmen verlassen wollen, ist keine Seltenheit. Umfragen zeigen: Häufig steckt einer dieser sieben Kündigungsgründe für Arbeitnehmer dahinter.

Was sind die häufigsten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer?

Wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin kündigt, können Chefs und Chefinnen oft nur mutmaßen, woran es lag. Zwei aktuelle Umfragen bringen Licht ins Dunkel, was die häufigsten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer sind.

Im Juli 2023 hat das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag des Karriereportals Xing rund 1000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland befragt. Ein Ergebnis der Umfrage: Jeder Zweite hatte schon einmal einen neuen Job innerhalb des ersten Jahres wieder gekündigt. Die Hauptgründe: schlechte Bezahlung, Unzufriedenheit mit dem Vorgesetzten und eine unpassende Teamkultur.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine internationale Studie, für die das Beratungsunternehmen McKinsey im September 2022 auch 1286 Beschäftigte in Deutschland befragt hat. Die wichtigsten Gründe für eine Kündigung hierzulande sind demnach: unzureichende Vergütung, Unzufriedenheit mit Führungskräften und fehlende berufliche Perspektiven.

1. Zu niedriges Gehalt als Kündigungsgrund

Der häufigste Kündigungsgrund ist ein als zu niedrig empfundenes Gehalt. 43 Prozent der Befragten in der Xing-Umfrage nannten zu geringes Einkommen als Grund für ihre Kündigung. Bei den Männern führten sogar 49 Prozent das Gehalt als wichtigsten Kündigungsgrund an.

Wer sich unterbezahlt fühlt, wechselt schneller den Job – zu diesem Schluss kommt auch die Umfrage von McKinsey: 39 Prozent der Befragten gaben in der Studie an, wegen unzureichender Bezahlung den Job gewechselt zu haben. Auch hier ist dies der wichtigste Kündigungsgrund.

2. Unzufriedenheit mit der Führungskraft

Bleiben oder gehen? Stellt sich ein Mitarbeiter diese Frage, spielt nicht nur das Gehalt eine Rolle – ebenso wichtig ist das Verhältnis zum Vorgesetzten. Für 43 Prozent der von Xing Befragten war die Unzufriedenheit mit der Führungskraft der ausschlaggebende Kündigungsgrund. Nur 25 Prozent gaben an, mit ihrem direkten Vorgesetzten rundum zufrieden zu sein.

Auch in der McKinsey-Studie steht der Faktor Führungskraft im Ranking der häufigsten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer mit 36 Prozent an zweiter Stelle.

Mitunter fehlt es auch schlicht an Wertschätzung durch den Vorgesetzten. In einer Umfrage der Unternehmensberatung Compensation Partner und des Portals Gehalt.de aus dem Jahr 2019 nannten 45 Prozent der 1092 Befragten fehlende Wertschätzung als Hauptgrund für ihre Kündigung.

3. Fehlende oder schlechte Teamkultur

Doch nicht nur mit der Führungskraft kann es kriseln – auch wenn es mit dem restlichen Team nicht passt, treibt das Beschäftigte zur Kündigung. In der Xing-Umfrage war eine unpassende oder schlechte Teamkultur für 34 Prozent der Hauptgrund, das Unternehmen zu verlassen.

Auffällig sind hier die Unterschiede zwischen den Generationen: Junge Teammitglieder der Generation Z kündigen deutlich häufiger, weil sie mit der Teamkultur unzufrieden sind. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen nannten 40 Prozent die Teamkultur als Kündigungsgrund – bei den älteren Kollegen der Babyboomer war dies nur für 26 Prozent ausschlaggebend.

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4. Mangel an beruflicher Entwicklung und keine Aussicht auf Beförderung

Die nächsten 20 Jahre dasselbe tun? Für manche eine schöne Vorstellung – für ehrgeizige Menschen aber der blanke Horror. Die Angst, sich nicht mehr weiterentwickeln zu können, kann vor allem gute Mitarbeiter vertreiben, die für das Unternehmen wertvoll sind.

34 Prozent der Befragten in der McKinsey-Studie nannten mangelnde berufliche Entwicklung und fehlende Aufstiegschancen als Grund für die Kündigung. Wenn es im Betrieb an Perspektiven fehlt, liegt es nahe sich anderswo nach besseren Karrieremöglichkeiten umzusehen.

5. Unzufriedenheit mit den Arbeitsaufgaben

Im Mitarbeitergespräch werden hohe Ziele gesteckt, aber im Arbeitsalltag kommt davon nichts an? Das kann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Dauer frustrieren. Gerade diejenigen, die Ideen haben, etwas bewegen und vorankommen wollen, suchen sich dann oft eine neue Stelle.

Wer mit seinen Arbeitsaufgaben unzufrieden ist, neigt eher dazu, das Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden. Unter den von Xing befragten Arbeitnehmern nannten 34 Prozent die Unzufriedenheit mit ihren Aufgaben als Grund, dass sie den Job gewechselt haben.

6. Stress und Überlastung am Arbeitsplatz

Auch Überlastung ist ein häufig genannter Kündigungsgrund – in der Xing-Umfrage gaben 30 Prozent an, deshalb das Unternehmen verlassen zu haben. Besonders problematisch daran: Für Führungskräfte bleibt dieser Stress am Arbeitsplatz oft unbemerkt.

Viele Chefs und Chefinnen überschätzen die Belastbarkeit einzelner Teammitglieder. Gerade Mitarbeitenden, die ihren Job gut machen, werden dann noch zusätzliche Aufgaben übertragen. Die Folge: Die To-do-Liste der Kolleginnen und Kollegen wird immer länger und sie fühlen sich möglicherweise ausgenutzt, wenn andere im Team weniger gefordert werden.

Ein Hinweis auf Überlastung und Stress kann die Zahl der Überstunden sein, die von 26 Prozent der Befragten ebenfalls als Kündigungsgrund genannt wurden.

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7. Unterforderung und Langeweile im Job

Wenn sich Beschäftigte bei der Arbeit langweilen oder unterfordert sind, kann das auf Dauer ebenso unglücklich machen wie ständiger Stress. Laut dem Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlt sich rund jeder fünfte Arbeitnehmer fachlich „eher unterfordert“.

Diese schädliche Form der Unterforderung – auch Bore-out genannt – ist nicht nur ein enormer Produktivitätskiller, sondern auch ein der häufigsten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer: In der Umfrage von Compensation Partner waren langweilige Aufgaben für knapp ein Fünftel der Befragten der entscheidende Grund, ihr Unternehmen zu verlassen.

So beseitigen Sie Kündigungsgründe von Mitarbeitern

Trifft einer oder mehrere der oben genannten Kündigungsgründe für Arbeitnehmer zu, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Arbeitgeber gezielt Anreize zum Bleiben schaffen. Etwa durch diese Maßnahmen:

  • Für offenen Austausch sorgen: Sechs von zehn Mitarbeitende fühlen sich laut der Studie von Compensation Partner durch eine ehrliche und offene Kommunikation an ihre Firma gebunden. Sorgen Sie etwa dafür, dass sich Mitarbeiter einbringen können, und führen Sie regelmäßig Feedbackgespräche.
  • Über Beförderungen sprechen: In solchen Mitarbeitergesprächen können Sie auch über Aufstiegsmöglichkeiten sprechen – diese sind laut der Studie der zweitwichtigste Grund, warum Mitarbeiter nicht den Arbeitgeber wechseln.
  • Flexible Arbeitszeiten anbieten: Auch mal spontan zum Arzt gehen oder das kranke Kind zu Hause betreuen zu können – das ist den Beschäftigten wichtig. So sind Angebote wie Gleitzeit für gut jeden Dritten ein Grund, einem Unternehmen treu zu bleiben.
  • Ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen: Nur knapp 7 Prozent der Befragten wünschen sich einen Tischkicker oder einen Obstkorb im Büro. Mit einem veränderten Raumkonzept lässt sich dagegen viel erreichen und das Team auch aus dem Homeoffice zurück ins Büro.