Unternehmensführung und KI
„Für mich ist ChatGPT wie ein sehr williger Praktikant“

impulse-Bloggerin Vanessa Weber ist fasziniert von ChatGPT. Der Chatbot hilft ihr zum Beispiel beim Verfassen von Geschäftsberichten. Was sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern rät.

10. März 2023, 09:00 Uhr, von impulse-Bloggerin Vanessa Weber, Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co KG

Unternehmensführung und KI
© PM Images / DigitalVision / Getty images

In den vergangenen Wochen konnte man kaum ein Gespräch führen, ohne irgendwann beim Thema ChatGPT zu landen. Alle reden über den Chatbot. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Menschen dieser Entwicklung mit Skepsis begegnen und dabei Ängste aufkommen.

Ich selbst nutzte ChatGPT sehr häufig. Deswegen möchte ich einmal erzählen, wobei mir das Programm hilft – und andere Unternehmerinnen und Unternehmer dazu ermutigen, den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz mit Neugier zu begegnen.

„Krass, was kann das Ding noch?“

Zum ersten Mal auf das Programm gestoßen wurde ich von einem Programmierer des Start-ups, an dem ich beteiligt bin. Er sagte irgendwann: „Es gibt da so eine künstliche Intelligenz, die mit einem Chatbot verbunden ist. Ich zeig euch das mal!“. Und dann hat er ChatGPT einen Code in einer Programmiersprache schreiben lassen. Ich dachte direkt: „Das ist ja krass, was kann das Ding noch?“

Also fing ich an, herumzuprobieren. Ich halte mich nicht für besonders talentiert, was IT angeht, aber es macht mir Spaß, mich in solche Dinge einzufuchsen. Inzwischen betrachte ich den Chatbot als einen sehr willigen Praktikanten, der mir – mit den richtigen Arbeitsanweisungen – super zuarbeitet. Zum Beispiel in diesen Fällen:

1. Formulierungshilfe bei schwierigen E-Mails

Als Unternehmerin muss ich manchmal schwierige Mails schreiben. In solchen Fällen hilft mir ChatGPT. Ich schreibe dann einfach einen entsprechenden sogenannten  „Prompt“, also eine  Anweisung an den Chatbot: „Formuliere mir eine Mail zum Thema XY‘.“ Das funktioniert erstaunlich gut!

Natürlich merkt man, dass das Programm auf Phrasen zurückgreift. Aber ich habe erst einmal etwas, mit dem ich arbeiten kann. Das empfinde ich als Erleichterung.

2. Blogbeiträge für meine Stiftung

Wenn ich selbst Texte schreibe, hasse ich es, auf einem leeren Blatt anzufangen. Die Textarbeit fällt mir viel leichter, wenn schon etwas da ist, an dem ich rumbasteln kann.

Neulich brauchte ich zum Beispiel einen neuen Blogbeitrag für meine Stiftung. Ich hatte ein PDF mit Infos über eine Spendenaktion und forderte ChatGPT dazu auf, daraus einen Blogbeitrag zu schreiben.

Das Ergebnis war eine gute Grundlage, an der ich dann feilen konnte. Denn man merkt: Die Texte sind generisch, da fehlt die Finesse. Aber es ist ein Anfang! Und die Vorarbeit des Programms spart mir Zeit.

Zur Person
Vanessa WeberVanessa Weber ist Geschäftsführerin der Firma Werkzeug Weber in Aschaffenburg und Unternehmerin aus Leidenschaft. 2002 übernahm sie das Familienunternehmen von ihrem Vater. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin ist Vanessa Weber eine gefragte Keynote-Speakerin.

3. Geschäftsberichte für mein Start-up

Bei einem Geschäftsbericht für mein Start-up habe ich dem Chatbot den Auftrag gegeben, den ursprünglichen Text verständlicher umzuschreiben. So las sich der Text vorher:

„Für das PFL ist es wichtig, die Händler in den Mittelpunkt zu stellen und sie an Entwicklungen zu beteiligen. Denn: Nur gemeinsam treiben wir die Veränderungen im PVH aktiv voran. So haben wir Anfang 2022 ein großes Gemeinschaftsprojekt unter dem Namen sellflixx C2E (Commerce2Everyone) gestartet. Die Herausforderung dabei: der Aufbau eines gemeinsamen Funktionskerns (Blueprint) auf einer zukunftsfähigen Shoptechnologie, der zu jedem Zeitpunkt skalier- und updatefähig gehalten werden kann. Nachdem bereits der Proof of Concept über die technische Realisierbarkeit erbracht werden konnte, wurde mit den ersten zwei Händlern das Minimum Viable Product (MVP) in den Stufen 1.0 und 2.0 aufgebaut und an den Start gebracht.“

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Und so las sich der Text nachher:

„Das PFL legt großen Wert darauf, den Händlern eine zentrale Rolle zu geben und sie an Entwicklungen zu beteiligen. Gemeinsam wollen wir Veränderungen im PVH vorantreiben. Deshalb haben wir Anfang 2022 das Projekt ‚sellflixx C2E (Commerce2Everyone)‘ gestartet. Unser Ziel ist es, einen gemeinsamen Funktionskern (Blueprint) auf einer modernen Shoptechnologie aufzubauen, der jederzeit erweiterbar und aktualisierbar ist. Wir haben bereits bewiesen, dass es technisch umsetzbar ist, und arbeiten nun gemeinsam mit zwei Händlern an der Umsetzung des Minimum Viable Product (MVP) in den Stufen 1.0 und 2.0.“

Mit dem Prompt „Mach ihn noch besser, lass es noch professioneller klingen“ habe ich weiter daran gefeilt. Man kann es natürlich auch auf die Spitze treiben, um ein bisschen Spaß zu haben – etwa mit der Anweisung: „Wie würde eine Boulevard-Zeitung das schreiben?“ Dabei kam das heraus:

„Verkaufsexperten im Einsatz: Händler im Mittelpunkt! Das PFL will endlich den Händlern die Chance geben, groß rauszukommen! Mit dem Projekt „sellflixx C2E – Jeder kann verkaufen!“ werden die Händler endlich ins Rampenlicht gestellt und an allen Veränderungen beteiligt. Gemeinsam wollen wir im PVH für Aufregung sorgen! Im Februar 2022 starteten wir das Projekt, um den ultimativen Funktionskern auf einer bombensicheren Shop-Tech aufzubauen. Und es läuft: Der Proof of Concept ist ein voller Erfolg und wir arbeiten mit den ersten Glücklichen an der Umsetzung des Minimum Viable Product (MVP) in den Stufen 1.0 und 2.0. Seid gespannt, es wird der Hammer!“

4. Grafiken und Logos erstellen

Ich nutze inzwischen nicht mehr nur ChatGPT, sondern auch eine Grafik-KI. Mit Blue Willow – das wie ChatGPT kostenlos ist – lassen sich in Sekundenschnelle Grafiken und Logos erstellen. Mir ist natürlich bewusst, dass das eine Grauzone ist und es, was die Urheberrechte angeht, noch viel zu klären gibt.

Aber ich finde auch faszinierend, was alles möglich ist. Für meine Stiftung wollte ich zum Beispiel Bilder haben, die Kinder als Superhelden zeigen – mit einem Bezug zur Natur. Hier das Ergebnis:

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Wie ich mich informiere

Wenn ich anderen erzähle, dass ich TikTok nutze, um mich in die Technik einzuarbeiten, höre ich oft: Was willst du denn da? Das ist doch Kinderkram! Tatsächlich aber habe ich über die Social-Media-Plattform viel über ChatGPT und Blue Willow gelernt – in einfachen, leicht konsumierbaren Videos.

So weiß ich jetzt zum Beispiel, wie ich den Chatbot mit SiriPro auf meinem Smartphone verbinde. Dieser Hack macht es mir noch leichter, mit dem Programm zu arbeiten.

Probiert es aus!

Ich habe in meinem Unternehmen schon immer nach der Devise gehandelt: Wo uns Technik helfen kann, stupide Arbeiten zu übernehmen, da nutzen wir sie auch. Wir haben zum Beispiel ein Dokumentenmanagement, das die Ablage ersetzt, und ein Programm, das Aufträge automatisch verschriftlicht.

Künstliche Intelligenz ist für mich wie für viele andere aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ich kann deshalb nur dazu ermutigen, Programme wie ChatGPT oder Midjourney auszuprobieren. Tastet euch heran, spielt damit herum. Und dann fragt euch: Wo kann ich es nutzen? Wie kann mir das helfen? Kann ich meinen Mitarbeitern dadurch ihre Arbeit erleichtern? Zum Beispiel, wenn sie sich mit dem Formulieren von Mails schwertun?

PS: Dieser Blogbeitrag ist übrigens ganz ohne die Hilfe von künstlicher Intelligenz entstanden – abgesehen von den ChatGPT-Zitaten :).

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