Amy Edmondson über Fehlerkultur
So geht Fehlerkultur: Tipps von einer Harvard-Wissenschaftlerin

Im Interview spricht Management-Professorin Amy Edmondson darüber, warum es sich lohnt, wie Forscher auf Fehler zu schauen – und was Führungskräfte tun können, wenn sie voll daneben gehauen haben.

28. August 2024, 21:58 Uhr, von Wiebke Harms, Wirtschaftsredakteurin

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Bild von Amy Edmondson
Die Harvard-Professorin Amy Edmondson schreibt in ihrem jüngsten Buch "Right Kind of Wrong“ über wertvolle Fehler.
© Evgenia Eliseeva

Als junge Akademikerin lag Amy Edmondson richtig daneben. Die These, auf der sie ihre Doktorarbeit aufbauen wollte, war falsch. Zuerst ein Schock, später ein Glücksfall. Denn so begann ihre Auseinandersetzung damit, wie Organisationen Rückschläge verkraften. Heute gehört die 65 Jahre alte Wissenschaftlerin von der Harvard Business School zu den führenden Leadership-Denkerinnen.

impulse: Im deutschen Mittelstand sind Qualität und Präzision wichtig, da können sich Unternehmen keine Fehler leisten. Im Silicon Valley hingegen gibt es das Mantra „Fail fast, fail often“. Welche Einstellung ist die Richtige?

Amy Edmondson: Beide haben recht. Denn es hängt vom Kontext ab, wie problematisch Fehler sind. In der Produktion wollen Unternehmen Fehler vermeiden. Aber: Unternehmerinnen und Unternehmer sollten auch wissen, dass heute der Gesamterfolg des Unternehmens zwar von der Qualität der Produkte abhängt. Aber für den Erfolg von morgen ist die Fähigkeit entscheidend, neue Produkte zu entwickeln, die Kunden in der Zukunft kaufen wollen. Etwas Neues zu entwickeln erfordert die Bereitschaft zu scheitern.

Sie sprechen in Ihrem aktuellen Buch „Wertvolle Fehler: Right Kind of Wrong“ von der „Wissenschaft des klugen Scheiterns“. Niemand begeht gern Fehler – wie kann man es dennoch üben?

Es gibt zwei Wege, erfolgreich zu sein. Einer ist, angemessene Risiken einzugehen und dadurch immer besser zu werden. Der andere Weg ist, nur die Dinge anzugehen, bei denen Sie sich des Erfolgs sicher sind. Aber auf lange Sicht ist das auch riskant, weil Sie von denen überholt werden, die mehr Risiken eingehen. Lernen zu scheitern kann uns lehren zu gedeihen. Um zu wachsen, müssen wir Risiken eingehen. Natürlich aber nur kluge Risiken.


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