Corporate Influencer
Mitarbeiter als Markenbotschafter einsetzen – so geht’s

Corporate Influencer sind nur eine Marketingstrategie für Großkonzerne? Von wegen! Mitarbeiter als Markenbotschafter haben für alle Unternehmen riesiges Potenzial. So funktioniert‘s.

19. August 2024, 11:25 Uhr, von Miriam Mueller-Stahl, Wirtschaftsredakteurin

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Eine junge Frau hält ein Smartphone in der Hand, um das Handy rum sind mehrere Emojis abgebildet.
Als Corporate Influencerin Likes sammeln für den Betrieb: Diese Mitarbeiterin ist Markenbotschafterin für ihre Firma.
© d3sign / Moment / Getty Images

Große Konzerne wie Otto oder Ikea setzen schon lange auf Corporate Influencer, also Mitarbeiter, die als Markenbotschafter vor allem in den sozialen Netzwerken auftreten. Eine perfekte Werbestrategie – denn niemand ist so authentisch, nahbar und auf Augenhöhe mit potenziellen Kunden und Bewerbern, wie die Mitarbeitenden des Unternehmens.

Größere Firmen etablieren dafür eigene Corporate-Influencer-Programme, in denen ein Teil der Mitarbeitenden für ihre Tätigkeit als Unternehmensbotschafter Schulungen und Support erhält. Doch es geht auch weniger aufwendig: Wie Sie Corporate Influencer Marketing für Ihr Unternehmen nutzen und Ihre Reichweite erhöhen, um Kunden und potenzielle Arbeitnehmer zu gewinnen.

Corporate Influencer Definition: Was ist ein Corporate Influencer?

Nicht jede Person, die über ihr Arbeitsleben auf Social-Media-Kanälen postet, ist gleich ein Corporate Influencer. Per Definition sind Corporate Influencer Mitarbeiter, die in Absprache mit dem Unternehmen freiwillig eine mediale Präsenz in ihrem Fachbereich aufbauen.

Dafür erhalten sie alle wichtigen Infos über das Unternehmen und größtmögliche Unterstützung vom Arbeitgeber. Gegebenenfalls kommen auch Fortbildungen hinzu. Zudem muss das Unternehmen Arbeitszeit zur Contenterstellung zur Verfügung stellen. Meist nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür Social Media Kanäle wie LinkedIn, Instagram oder YouTube, aber auch Blogbeiträge sind möglich.

Wichtig sei der eigene Antrieb des Mitarbeiters, wie Julia Reuter, Inhaberin der Agentur „Herzblutdigital“, betont. Aus ihrer Sicht haben Corporate Influencer eine Botschafterrolle: Sie transportieren aus Überzeugung Unternehmensinhalte nach außen, weswegen es User nicht als klassische Werbung empfinden. Ein passendes Synonym ist für Reuter daher auch Markenbotschafter.

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Klaus Eck, Kommunikationsberater mit Schwerpunkt Corporate Influencer und Autor des Buches „Die neue Macht der Corporate Influencer“, spricht von Themenbotschaftern, da sie Spezialisten in ihrem Fachbereich sind: „Sie kommunizieren dann wirklich über ihre Expertise nach außen.“

Welche konkreten Gründe sprechen für Corporate Influencing?

Vier Gründe, warum Sie Corporate Influencer für Ihr Unternehmen einsetzen sollten:

1. Digitale und trotzdem nahbare Kommunikation

Die Art der Kommunikation findet zunehmend digital statt. Wenn Unternehmen sichtbar sein wollen, müssen diese online präsent sein. Allerdings folgen Menschen eher ungern Unternehmensaccounts, sagt Agenturinhaberin Reuter: „Die klassische Kommunikation langweilt die meisten, sie wollen die Verbindung zu Menschen und sich mit diesen unterhalten“ und präzisiert: „Über die Rolle des Corporate Influencers habe ich die Chance, eine digitale Sichtbarkeit, aber auch Nähe zu den Kunden zu schaffen.“

2. Authentische Art der Werbung

Niemand könnte glaubwürdiger, ehrlicher und emotionaler über die eigene Arbeit, die Unternehmenskultur oder das Produkt sprechen, als die eigenen Mitarbeitenden. Daher gilt Corporate Influencing als eine sehr authentische und damit effektive Form der Werbung.

3. Glaubwürdiges und kostengünstiges Recruiting

Setzen Unternehmen sympathische und glaubwürdige interne Unternehmensbotschafter ein, hilft es ihnen beim Recruiting. „Ich kann bei Anzeigenkosten Geld sparen, wenn ich einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bringe, fundiert über ihre Arbeit zu schreiben und dabei eben auch auf den Job, der zu vergeben ist einzugehen“, bringt es Corporate Influencer Berater Klaus Eck pragmatisch auf den Punkt.

4. Mit Fachkompetenz Kunden gewinnen

Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Fachgebieten souverän sind, sich im digitalen Umfeld positionieren und sichtbar werden, gewinnen potenzielle Kunden Vertrauen. Julia Reuter führt aus: „Eventuell ist derjenige ja auch später ein Ansprechpartner für die Kunden. Und dann ist es für diese schön, diesen Menschen wiederzutreffen.“ Reuter sieht vor allem für kleine Unternehmen darin eine große Chance: „Sie haben die Expertise, um sich in ihrem Spezialbereich zu positionieren und das in Content zu verwandeln.“

Corporate-Influencer-Strategie: Was ist wichtig?

Wie bei jedem Projekt ist eine klare Strategie erforderlich. Folgende Fragen helfen laut Julia Reuter, um Ziele, Zielgruppen und Maßnahmen festzulegen:

„Was sind die Ziele, was erwarten wir uns davon? Wie wollen wir das letztendlich auch vielleicht später messbar machen? Wen möchten wir damit ansprechen und wer sind die Menschen im Unternehmen, die das Ganze auch verwirklichen können?“

Hinzu kommen die inhaltlichen Fragen:

  1. Welches digitale Format ist das richtige, in dem sich der Corporate Influencer wohlfühlt, das aber auch zum Unternehmen und zur Zielsetzung passt? Welchen Social-Media-Kanal möchte das Unternehmen bespielen? Soll es ein Blog sein? Sollen es Text-Beiträge oder Videos sein?
  2. Welche Themen sollen stattfinden? Wobei Corporate Influencer Berater Eck hier betont, dass es keine strikte Vorlage vom Unternehmen geben sollte, sondern lediglich „inhaltliche Inspiration“.

Welche Mitarbeiter eignen sich als Markenbotschafter?

Wer Mitarbeitende zu Markenbotschaftern machen möchte, sollte darauf achten, dass diese über die folgenden Fähigkeiten verfügen:

Grafische Darstellung zu Fähigkeiten von Corporate Influencern© impulse

Welche Maßnahmen sind wichtig, um Corporate Influencing zu etablieren?

Um gut mit Ihren Unternehmensbotschaftern zusammenzuarbeiten, sollten Sie sich über zwei Dinge klar sein:

  1. Sie müssen Vertrauen in die Unternehmensbotschafter haben und Ihnen möglichst freie Hand lassen. Schließlich geht es darum, kreative und authentische Inhalte zu vermitteln, die User gerne sehen.
  2. Sie müssen die Arbeit des Corporate Influencers wertschätzen und sie oder ihn wissen lassen, dass die Arbeit für das Unternehmen wichtig ist.

Diese Mischung aus Vertrauen und Wertschätzung ist die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Corporate Influencer, sagt Klaus Eck. Insbesondere, weil die Mitarbeitenden sich über ihren Aufgabenbereich hinaus engagieren und in der Regel keine extra Vergütung erhalten.

Unternehmerinnen und Unternehmer sollten zudem folgende Punkte beachten, um eine Corporate-Influencer-Strategie zu etablieren:

Erwartungen auf beiden Seiten klären

Bevor es losgehen kann, müssen Chef beziehungsweise Chefin und Mitarbeiter klären, was sie voneinander erwarten. „Da reicht oft schon ein gutes Gespräch und paar klare Regeln in Form einer Guideline“, sagt Klaus Eck. Es sei wichtig, in den Dialog zu gehen, um die Corporate-Influencer-Strategie zu erklären und zu erfahren, welche Unterstützung die Mitarbeitenden erwarten.

Feste Zeiten für Content-Erstellung

Damit Unternehmensbotschafter regelmäßig und mit Freude Beiträge erstellen können, ist es wichtig, dass sie diese Aufgabe in ihrer Arbeitszeit erledigen können. Kommunikationsberater Klaus Eck rät bei knappen zeitlichen Kapazitäten: „Es reicht schon eine Stunde pro Woche. Das sind dann vier Stunden im Monat, mit denen die Corporate Influencer ein bis zwei Beiträge im Monat erstellen können.“

Auch Agenturchefin Julia Reuter betont: „Guter Content braucht Zeit.“ Nur ein gepflegter Account kann Sichtbarkeit erlangen. Es geht schließlich nicht nur um das Erstellen von Textbeiträgen, sondern auch um das Interagieren mit anderen Usern via Likes und Kommentaren.

Regelmäßiger Austausch

Corporate-Influencer-Experte Eck empfiehlt, dass sich Inhaber und Unternehmensbotschafter einmal im Monat austauschen. „Hier geht es darum zu klären, was gerade besonders wichtig ist im Unternehmen und welche Postings besonders gut gelaufen sind“, so Eck.

Als Inhaber digitale Präsenz aufbauen

Besonders wirkungsvoll ist es, wenn die Inhaber selbst in Form eines Corporate Influencers agieren. Niemand sonst kennt den Betrieb so gut, ist so Feuer und Flamme und kann so engagiert und ehrlich sprechen. Schließlich sei auch die Gründergeschichte spannend: „Warum macht die Person, was sie tut? Das interessiert die Menschen“, erklärt Digitalexpertin Reuter. Den Inhaber sieht Reuter zudem als Vorbild. Ist dieser digital sichtbar, könne das auch das Team dazu motivieren.

Wird der Inhaber selbst zum Markenbotschafter, lassen sich laut Reuter außerdem mögliche Risiken minimieren. Wer nur auf Mitarbeiter setzt, muss sich, wenn diese das Unternehmen verlassen, der Frage einer Nachfolgeregelung für die Rolle des Corporate Influencers stellen. Die Inhaber hingegen seien an das Unternehmen gebunden.

Die Expertin und der Experte
Julia ReuterJulia Reuter ist Inhaberin der Agentur „Herzblutdigital“. Sie berät Unternehmen in allen Fragen zum digitalen Aufbau, Strategien zum Werben mit Corporate Influencern sind ein wichtiger Schwrpunkt ihrer Tätigkeit.
 
 
 
 
 
Klaus EckKlaus Eck ist seit mehr als 30 Jahren Experte in digitaler Kommunikation und hat sich auf Corporate Influencer spezialisiert. Gemeinsam mit Dr. Winfried Ebner hat Eck das Buch „Die neue Macht der Corporate Influencer“ verfasst.

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