Dass Nicole Karger die psychische Gesundheit der acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut im Blick behält, hängt wohl mit ihren eigenen Erfahrungen zusammen. Rund zehn Jahre ist es nun her, dass die Mitinhaberin des Dortmunder Malereibetriebs Hand-Werk-Zwei selbst strauchelte. Nach einem Nervenzusammenbruch verbrachte sie vier Monate in einer Klinik, insgesamt ein halbes Jahr war sie krankgeschrieben. „Das war ein kompletter Systemabsturz. Es ging gar nichts mehr. Ich hatte monatelang nicht richtig geschlafen und konnte plötzlich nicht mal mehr E-Mails schreiben“, erinnert sich die Unternehmerin.
Was für eine Führungskraft ein absoluter Lebenstiefpunkt ist, kann sich für das Team jedoch in Zukunft auszahlen. „Chefs und Chefinnen haben eine Vorbildfunktion. Es ist wahnsinnig viel wert, wenn jemand offen mit den eigenen Erfahrungen umgeht und sagt: Da ging es mir selbst nicht gut, und dann habe ich mir Hilfe gesucht“, sagt Susanne Tiedemann, Arbeits- und Organisationspsychologin beim Fürstenberg Institut. Auch bei Pausen, Urlaub, Bewegung, Entspannung oder Ernährung können Führungskräfte mit positivem Beispiel vorangehen, so Tiedemann.
Der Körper zog die Notbremse
Rückblickend waren Nicole Kargers Krankheitsanzeichen schon monatelang eindeutig. „Ich war lustlos, habe aber auch kein richtiges Ende beim Arbeiten gefunden, weil ich mich ständig verzettelt habe“, sagt sie. Im Umgang mit ihrem Team war sie schnell gereizt. Realisiert hat sie das Problem damals jedoch nicht. Bis ihr Körper die Notbremse zog. Diagnose: akute Belastungsstörung.
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