Regel 1: Bleiben Sie in Ihrer Branche
Der Vorteil, wenn man ein kriselndes Unternehmen kauft: „Die Unternehmen sind dann billig“, sagt Professor Kai Lucks, Präsident des Bundesverbands Mergers & Akquisitions. Um zu beurteilen, ob sich eine Sanierung trotz des niedrigen Preises lohnt, lautet die erste Regel: Potenzielle Käufer sollten sich auf die Branche konzentrieren, in der sie sich gut auskennen, etwa um Geschäftsmodelle besser miteinander vergleichen zu können.
„Übernahmen gehen oft schief, weil einfach das Wissen fehlt“, sagt Lucks. Die Lücke lässt sich auch nicht durch Unternehmensberater schließen. „Beratungsfirmen lassen sich nur gut steuern, wenn Sie das Thema selbst gut beherrschen“, sagt Lucks.
2. Überschätzen Sie Synergieeffekte nicht
Viele Unternehmer setzen beim Firmenkauf auf Synergieeffekte, die sich bei einem Zusammenschluss des alten und neuen Betriebs ergeben könnten, etwa weniger Kosten durch die Verschmelzung von gleichen Abteilungen wie der Buchhaltung. „Nur darauf zu schauen reicht aber nicht. Wichtiger ist eine Stand-alone-Betrachtung“, sagt Professor Lucks. Die zweite Regel lautet daher: Käufer sollten immer schauen, ob die Firma künftig auch aus eigener Kraft überlebensfähig ist.
3. Ermitteln Sie Leistungsträger
Wenn eine Firma zum Verkauf steht, ist die Gefahr groß, dass die besten Mitarbeiter den Betrieb verlassen. Das verringert die Chance auf eine erfolgreiche Sanierung. „Käufer sollten deshalb vor dem Vertragsabschluss die Schlüsselpersonen identifizieren und mit ihnen reden“, rät Lucks. Wer eine Perspektive hat, bleibt dem Betrieb eher treu.
4. Gehen Sie vorsichtig vor
Die vierte Regel baut quasi auf die vorherige auf: Wer die Mitarbeiter des neuen Betriebs halten will, muss in der Führung mit viel Feingefühl vorgehen. Lucks rät einerseits, Mitarbeitern nicht ihre Aufgaben und Positionen gleich wegzunehmen. Andererseits sollte spürbar sein, dass sich etwas im Betrieb ändert, zum Beispiel, indem das Team neue Prozesse lernt. „Bei einem Besitzerwechsel erwarten die Leute Veränderungen“, sagt Lucks.
Auch der Firmenname sollte nicht sofort geändert werden. Für manche Mitarbeiter kann das einem Identitätsverlust gleichkommen. Ein Weg wäre etwa, den Firmen- oder Produktnamen vorläufig etwa ein Jahr beizubehalten und dann schrittweise zu ändern – etwa indem man den alten und den neuen Namen kombiniert.
5. Entwickeln Sie Ideen
Der wichtigste Schritt bei einem Firmenkauf ist die Due Diligence, also die genaue Prüfung der rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnisse einer Firma. Hierfür braucht es eine Checkliste (hier finden Sie eine Beispielliste). Das ist aber nur eine Ist-Betrachtung. „Sie müssen auch konkrete Ideen entwickeln, wie Sie die Verlustpositionen wegbekommen und wertsteigernde Maßnahmen ergreifen wollen“, lautet die fünfte Regel von Kai Lucks. Zum Beispiel, indem Prozesse digitalisiert oder neue Einnahmequellen erschlossen werden.