Fördermittel für Nachhaltigkeit
So bekommen Sie Geld für grüne Projekte

Der Staat unterstützt Firmen, die umweltfreundlicher werden wollen. Mit diesen 6 Schritten finden Sie für Ihr Nachhaltigkeitsprojekt das passende Programm und beantragen erfolgreich Fördermittel.

23. November 2022, 09:12 Uhr, von Anne Hünninghaus und Selma Schmitt

Fördermittel Nachhaltigkeit
© Michis-Fotos / iStock / Getty Images Plus

Christiane und Frank Lagemann liegt Nachhaltigkeit am Herzen. Das Ehepaar achtet auf seinen ökologischen Fußabdruck und gewinnt den Strom im Eigenheim über eine Fotovoltaik-Anlage. Auch ihre Softwarefirma Greengate mit 40 Angestellten in Windeck bei Bonn soll nachhaltiger werden. Aus diesem Grund investieren sie insgesamt 140.000 Euro in den Aufbau einer Solaranlage mit Batteriespeicher – und erhalten dafür üppige Zuschüsse vom Staat.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Betrieb umweltfreundlicher auszurichten. Und die gute Nachricht ist: Viele Maßnahmen könnten gefördert werden, ganz gleich, ob die Firma klimafreundlich Energie erzeugen, ressourcensparend produzieren oder der Fuhrpark auf Elektroautos umgestellt werden soll.

Um eine Vorstellung von den Optionen zu bekommen: Auf der Website foerderdatenbank.de des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sind mehr als 1100 staatliche und private Förderprogramme für nachhaltige Vorhaben aufgeführt.

Nur: Passende Zuschüsse zu identifizieren, Anträge richtig zu stellen und das Angebot bestmöglich auszuschöpfen kann zu einer Mammutaufgabe werden. „Stellen Sie sich eine Lichtung voller Pilze vor. Die Frage ist nicht: Finde ich Pilze, sondern: Welche davon schmecken am besten – und in welcher Kombination?“, erklärt Michael Wandt, Berater bei der Gießener  Fördermittelberatung Wabeco.

Der Aufwand lohnt sich dennoch, weil sich die häufig teuren Investitionen in Umweltschutz schneller rechnen, wenn diese bezuschusst werden. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie Sie im Förderdschungel zum richtigen Angebot kommen.

Schritt 1: Ziel festlegen

Ein Satz, den Förderberater Michael Wandt häufig von Unternehmern und Unternehmerinnen hört, lautet: „Ich weiß nicht, wie viel ich investieren kann, solange nicht klar ist, wie viel Förderung ich bekomme.“ Die Umsetzung des Vorhabens nach der Höhe der Zuschüsse auszurichten, sei jedoch der falsche Ansatz.

Wenn Sie es richtig angehen wollen, sollten Sie sich zuerst ein konkretes Ziel überlegen und was Sie bereit sind zu investieren. Ein konkretes Ziel könnte zum Beispiel lauten: Der CO2-Ausstoß soll sich pro Jahr um 30 Prozent verringern. Das Ziel bei Greengate war, dass sich die Firma mit selbst erzeugtem grünem Strom versorgt. Die Lagemanns ließen sich hierbei von einem Ingenieurbüro beraten, das ihnen als Lösung eine Solaranlage mit Batteriespeicher vorschlug.

Tipp: Sie können sich auch von anderen Betrieben inspirieren lassen. Auf der Internetseite der Deutschen Energieagentur (dena.de) und den Homepages mancher Landesenergieagenturen können Sie sich über Modellprojekte informieren. Es gibt Praxisbeispiele zum Nachahmen aus verschiedenen Branchen: Zum Beispiel haben beim Projekt „Energieeffizient handeln“ Einzelhändler teilgenommen und bei „Checkin Energieeffizienz“ Hotels und Herbergen. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, welche Nachhaltigkeitsvorhaben gefördert werden.

Schritt 2: Gutachten erstellen

Um Fördermittel zu bekommen, brauchen Sie in vielen Fällen ein offizielles Gutachten. Dafür stehen in jedem Bundesland Energieeffizienz-Experten zur Verfügung. Sie beraten nicht nur zu Firmengebäuden, manche haben sich auch auf Produktionsbetriebe und Maschinen spezialisiert. Eine Liste mit Beratern finden Sie hier: energie-effizienz-experten.de.

Die Expertin oder der Experte nimmt in einem Begehungstermin die Firma genau unter die Lupe und identifiziert Verbesserungspotenziale. Im Anschluss kalkuliert sie oder er, wie viel Energie eine Maßnahme einsparen würde und welche Investitionen dafür notwendig sind. Im Gutachten steht dann zum Beispiel, wie viele Kilowattstunden durch den Wechsel aller Lampen auf LED eingespart werden können. So lässt sich abwägen: Rechnet sich der Austausch? Oder wie bei Greengate: Lohnt es sich, grüne Energie über eine Solaranlage selbst zu erzeugen?

„Der EEE-Berater setzt im Anschluss eine Projektbeschreibung auf – sie ist die Basis der möglichen Förderung“, erklärt Förderberater Michael Wandt. Die Ausgaben für ein Gutachten bis zu 10.000 Euro werden ebenfalls vom Staat bezuschusst: Firmen können bis zu 80 Prozent der Kosten erstattet bekommen.

Schritt 3: Fördermittel recherchieren

Mit einem Gutachten in der Hand können Sie sich nun auf die Suche nach passenden Fördermitteln machen – oft lassen sich für ein Vorhaben mehrere miteinander kombinieren. Die wichtigste Quelle ist die Plattform des BMWK: foerderdatenbank.de. Hier finden Sie so gut wie alle Fördergelder, die Unternehmen in Deutschland bekommen können, plus Kontaktdaten, wo Sie die Förderungen beantragen können. Geldgeber sind zum Beispiel bestimmte Ministerien der Länder oder auch Behörden wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).

Tippt man ins Suchfeld „Nachhaltigkeit“ ein, werden 1128 Programme angezeigt (Stand: August 2022). „Jetzt brauchen Sie ein gutes Sortiersystem“, sagt der Experte Michael Wandt. Es sei wie beim Griff in die Legokiste: „Wer ein Auto bauen möchte, sollte erst alle Räder heraussuchen, um sich einen Überblick zu verschaffen.“

Das heißt: Sie müssen das Ergebnis durch bestimmte Filter eingrenzen. Wer etwa bei Förderbereich zum Beispiel „Energieeffizienz & Erneuerbare Energien“ anklickt, bei Bundesland „Nordrhein-Westfalen“, bei Unternehmensgröße „Kleines Unternehmen“ sowie bei Förderart „Zuschuss“, kann die Auswahl auf zwölf Programme reduzieren. Das wirkt schon mal überschaubarer. Dennoch kann es Zeit und Mühe kosten, sich über deren Bedingungen nähere Infos zu beschaffen. Möglicherweise ist noch nicht das Richtige dabei, und Sie müssen andere Suchbegriffe in die Datenbank eingeben.

Sie können auch das BMWK direkt kontaktieren. Über dessen Telefon-Hotline oder die E-Mail-Adresse foerderberatung@bmwk.bund.de erhalten Unternehmerinnen und Unternehmer kostenlos einen ersten Überblick. „Wir helfen bei der Suche und erläutern Förderprogramme, unabhängig davon, ob sie vom BMWK angeboten werden oder nicht“, sagt der Berater Reinhard Giese. „Andere Nachfragen beantworten wir, sofern es möglich ist, oder suchen die richtigen Anlaufstellen heraus.“ Eine allgemeine Beratung, wie Firmen nachhaltiger werden können, gibt es dagegen nicht.

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Eine weitere Option: Sie können auch einen der Fördermittelrechercheure, die für das jeweilige Vorhaben passende Programme ermitteln, oder spezielle Beratungsfirmen, die eigene Datenbanken mit Förderprogrammen pflegen, beauftragen. Kosten: 500 bis 2000 Euro.

Als Christiane Lagemann von Greengate nach Fördergeldern suchte, hatte sie zumindest schon einen Anhaltspunkt. „Unser Ansprechpartner vom Ingenieurbüro hatte uns schon ein paar Förderprogramme genannt“, erzählt sie. „Anschließend habe ich mich durchs Internet gewühlt und die passenden Antragsstellen herausgesucht.“ Die Unternehmerin stieß auf die Förderung der Bezirksregierung Arnsberg. Diese würde die Hälfte der Kosten des Batteriespeichers von 60.000 Euro sowie 50 Prozent von 80.000 Euro für die Fotovoltaik-Anlage erstatten.

Schritt 4: Auswahl treffen

Nun treffen Sie eine Auswahl, welche Mittel Sie bei den Trägern beantragen wollen. Hierbei geht es nicht darum, möglichst viele verschiedene Programme zu beantragen, nach dem Motto, mal schauen, was genehmigt wird. Vielmehr sollte zum einen das Ziel sein, möglichst viel Zuschuss zu bekommen, und zum anderen eine Finanzierung zu 100 Prozent zu realisieren, indem man verschiedene Förderprogramme und -arten kombiniert, erklärt Michael Wandt. So lassen sich häufig Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen gut miteinander verbinden.

Worauf Sie ebenfalls achten sollten: Nicht immer werden die gesamten Ausgaben, sondern nur ein Teil bezuschusst. Beispiel: „Tauscht ein Unternehmer Aggregate in seinen Maschinen aus, um den Energieverbrauch zu senken, dann darf er die Kosten dafür bei der Förderung komplett ansetzen“, erklärt Michael Wandt. Kauft dieser hingegen eine neue Maschine, dann gilt die Differenz: Wenn die marktübliche 500.000 Euro kosten würde und das effizientere Modell 700.000 Euro, dann kann die Mehrinvestitionsförderung für 200.000 Euro beantragt werden.

Zudem sollten Sie bei der Auswahl der Fördermittel den Zeitraum beachten. Michael Wandt erklärt: „Wenn für mich feststeht, dass gewisse Umbauarbeiten in den Betriebsferien im August stattfinden müssen, dann werde ich keine Programme beantragen, bei denen ich bis März des Folgejahres auf eine Rückmeldung warten muss.“ Bei einigen sind Fristen und Dauer der Verfahren angegeben.

Schritt 5: Anträge stellen

Idealerweise haben Sie je nach Projektumfang drei bis sechs passende Förderprogramme ermittelt. Lassen sich laut Förderbedingungen verschiedene Mittel miteinander kombinieren, können Sie alle beantragen. Ansonsten sollten Sie die am wenigsten chancenreichen und oder lohnenden Programme aussortieren.

In der Regel werden Anträge online auf den jeweiligen Websites der Träger wie das Bundeswirtschaftsministerium oder die Behörde Bafa beantragt. Bevor Sie loslegen, sollte dafür das technische Gutachten vorliegen. Ein Tipp von Michael Wandt: Grundsätzlich vorher im Merkblatt zum jeweiligen Förderprogramm schauen, welche Informationen abgefragt werden. Denn viele Anträge lassen sich nicht zwischenspeichern und müssen in einem Rutsch vollständig ausgefüllt werden. Wird auf Seite 3 des Antrags also etwa nach dem Datum der letzten Eintragung im Handelsregister gefragt, sollte Sie die Angabe parat haben.

Falls Sie beim Ausfüllen noch Fragen haben, rechnen Sie damit, dass Sie bei der Antragsstelle nicht sofort eine Info erhalten. Diese Erfahrung hat auch Greengate-Chefin Christiane Lagemann gemacht. Nach ihrem Antrag versuchte sie die Bezirksregierung zu erreichen, um offene Fragen zu klären. „Die Förderung war zu dem Zeitpunkt aber noch relativ neu, und es war schwer, eine Auskunft zu bekommen“, erzählt sie.

Achtung! Ein Online-Antrag allein reicht nicht immer. Manche Behörden und Einrichtungen verlangen von den Unternehmen, dass die Anträge zudem ausgedruckt und per Post zugeschickt werden. Diese Info steht meistens im Kleingedruckten.

Schritt 6: Firmen beauftragen

Erst wenn der Förderantrag genehmigt ist, sollten Sie Aufträge etwa an Bauunternehmen oder Handwerksbetriebe vergeben. Das kann schon nach wenigen Wochen passieren. Doch trotz Zusage können noch viele Monate vergehen, bevor das Geld auf dem Konto ist.

Denn in der Regel bekommen Firmen erst den Zuschuss, wenn sie tatsächlich mit der Umsetzung des Projekts begonnen haben. Oft gibt es das Geld häppchenweise, etwa erst nach Abschluss einzelner Bauphasen. Planen Sie also ein, dass Sie das Projekt vorfinanzieren. Um das Geld zu erhalten, müssen Sie Rechnungen bei der zuständigen Stelle einreichen.

Auch Christiane Lagemann brauchte einen langen Atem. Sie stellte den Antrag für die Solaranlage und den Batteriespeicher im Herbst 2019 und bekam diesen auch innerhalb weniger Wochen bewilligt. Geplant war, dass sie das Geld nach der Fertigstellung des Projekts erhalten sollte – trotzdem wartet sie noch heute auf den Zuschuss.

„Bei uns hat der Prozess sehr lange gedauert“, sagt sie. „Das lag aber vor allem an Lieferschwierigkeiten des Herstellers.“ Der Salzbatteriespeicher, den sie ausgewählt hatte, war lange Zeit nicht lieferbar. Irgendwann hieß es, dass dieser überhaupt nicht mehr produziert werde. „Das war besonders schwierig, weil unser Leistungszeitraum im Sommer vergangenen Jahres ablief“, erzählt sie. Immerhin: Die Behörden waren kulant und haben der Firma eine Verlängerung bewilligt.

Der lange Antragsprozess und die Verzögerungen haben Christiane Lagemann aber nicht entmutigt. Sie plant schon das nächste Projekt: eine Wärmepumpe. „Klar ist der Formalismus hinter den Anträgen schwierig“, sagt sie. Aber am Ende sei die Zusammenarbeit immer noch deutlich einfacher als bei so manch anderen deutschen Behörden.

Wie Sie Ihren Fuhrpark mit Fördermitteln elektrifizieren, lesen Sie hier: E-Mobilität: Diese Fördergelder gibt es für grüne Mobilität 

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